Das Viadukt soll bleiben!

Das Viadukt soll bleiben!

Die Bundestagsabgeordneten Frank Heinrich (CDU), Michael Leutert (Die Linke) und Detlef Müller (SPD) (Chemnitz) sowie Stephan Kühn (Bündnis 90/Die Grünen) (Dresden), setzen sich in einer gemeinsamen Erklärung für den Erhalt und die Sanierung des Chemnitztalviadukts ein. Sie fordern damit gegenüber der Deutschen Bahn, dem Eisenbahn-Bundesamt und der Landesdirektion Sachsen, im Zuge der weiteren Modernisierung der Sachsen-Franken-Magistrale das für Chemnitz stadtbildprägende Ingenieurbauwerk zu erhalten und zu ertüchtigen.

„Das im Jahr 1901 errichtete Viadukt gehört zu den herausragenden technischen Denkmalen des Freistaates Sachsen. Sowohl im gesamten Aufbau als auch in der Detailkonstruktion und -gestaltung stellt es ein exzellentes Beispiel der Eisenbahn-Ingenieurbaukunst dar. Die gut 275 m lange Stahlfachwerkkonstruktion à la Eiffelturm ist stadtbildprägend für das ‚Sächsische Manchester‘. Selbst in Chemnitz ist die besondere industrielle Vergangenheit der Stadt nur noch an wenigen Stellen so authentisch erlebbar.“ schreiben die Abgeordneten in der Begründung zu ihrer Erklärung.

Neben dem Erhalt des Chemnitztalviadukts bedürfe es überdies einer deutlichen Verbesserung der
Schieneninfrastruktur. Seit über zehn Jahren sei die Stadt Chemnitz nicht mehr an den Fernverkehr der Deutschen Bahn angeschlossen, ein Nachteil, den keine andere Stadt und keine Region dieser Größenordnung in der gesamten Bundesrepublik aufweise und nicht länger zu akzeptieren sei, so die Abgeordneten abschließend.

Offener Brief

Erhalt und Sanierung des Chemnitztalviadukts in Chemnitz, DB-Strecke Dresden-Chemnitz-Reichenbach (Vogtl.)-Hof/ Sachsen-Franken-Magistrale. Am 16.12.2015 fasste der Chemnitzer Stadtrat einstimmig den Grundsatzbeschluss zum Erhalt und zur Sanierung des Ingenieurbauwerks Chemnitztalviadukt über die Annaberger Straße in Chemnitz.

Wir Chemnitzer Abgeordneten des Deutschen Bundestages unterstützen diesen Beschluss einstimmig und fordern die Deutsche Bahn AG bzw. DB Netz AG auf, im Zuge der weiteren Modernisierung der Sachsen-Franken-Magistrale das stadtbildprägende Ingenieurbauwerk zu erhalten und zu ertüchtigen.

Begründung:

Die Planungen für einen Ersatzneubau anstelle des historischen Chemnitztalviadukts reichen zurück bis ins Jahr 2003. Genauso lange gibt es die Diskussion, ob das historische Bauwerk erhalten und entsprechend ertüchtigt werden kann.

Entgegen den Einlassungen der Deutschen Bahn haben sich aber die Grundlagen, nach denen sich eine Fachjury 2003 für einen Neubau des Viaduktes ausgesprochen hatte, entschieden geändert. Damals war aufgrund der technischen Möglichkeiten an einen Erhalt des Viadukts nicht zu denken. Der finanzielle Aufwand für die Rekonstruktionsmaßnahmen war im Gegensatz zu heute nicht abbildbar. Die Deutsche Bahn ignoriert diese Umstände und hält trotz des vehementen Widerspruchs seitens der Stadträte und der Bürgerschaft weiterhin an der von ihr entschiedenen Abrissvariante fest.

Das Chemnitztalviadukt gilt als stadtbildprägender Komplex und steht unter Denkmalschutz. Aus diesem Grund setzen sich zahlreiche Bürgerinitiativen sowie der Chemnitzer Stadtrat für den Erhalt und die Modernisierung der historischen Eisenbahnbrücke ein.

Wegen der identitätsstiftenden Wirkung des Viadukts für die Stadt Chemnitz wurde im Jahr 2013 eine Petition für den Erhalt des historischen Viadukts gestartet, die mehr als 7.000 Unterstützer gewinnen konnte. Schon dies zeigt, wie wichtig den Menschen in Chemnitz der Erhalt dieses historischen Bauwerks ist.

Im Dezember 2015 setzten sich alle Chemnitzer Abgeordneten des Sächsischen Landtages fraktionsübergreifend für den Erhalt des Bauwerkes ein.

Die technische Möglichkeit, das bestehende Viadukt zu erhalten und für die Bahnverkehre, auch den gewünschten Fernbahnverkehr, zu ertüchtigen, wurde anlässlich der Bürgeranhörung im November 2015 seitens der Bahn unter Hinweis auf mutmaßlich höhere Kosten gegenüber einem Neubau bestätigt.

Neben dem Erhalt des Chemnitztalviadukts bedarf es einer deutlichen Verbesserung der Schieneninfrastruktur. Seit über zehn Jahren ist die Stadt Chemnitz nicht mehr an den Fernverkehr der Deutschen Bahn angeschlossen, ein Nachteil, den keine andere Stadt und keine Region dieser Größenordnung in der gesamten Bundesrepublik aufweist und nicht länger zu akzeptieren ist.

Berlin, 26. Januar 2016

Hintergrund:

Das aus genieteten Flussstahlprofilen im Jahr 1901 im Zuge der Hauptstrecke Dresden-Werdau (heute: Sachsenmagistrale) über Annaberger Straße, Chemnitzfluss und Beckerstraße errichtete Viadukt gehört zu den herausragenden technischen Denkmalen des Freistaates Sachsen. Sowohl im gesamten Aufbau mit einer mehrfachen Abfolge von Bogenkonstruktionen und Balkenbrücken als auch in der Detailkonstruktion und -gestaltung stellt dieses ein exzellentes Beispiel der Eisenbahn-Ingenieurbaukunst dar. Die gut 275 m lange Stahlfachwerkkonstruktion à la Eiffelturm ist stadtbildprägend für das „Sächsische Manchester“, da sie in einem außerordentlich günstigen städtebaulichen Zusammenhang mit der Chance höchster Wahrnehmbarkeit steht. Die Kombination von stark frequentierter Einfallstraße mit Straßenbahntrasse, parallel fließender Chemnitz und geweitetem Gelände hinter der Beckerstraße sowie die Lage in einer langgezogenen Kurve schaffen eine Kulisse, die an urbaner Qualität und Individualität kaum zu steigern ist. Unmittelbar südlich an Brücke und Bahndamm schließt das Gelände der ehemaligen Maschinenbaufabrik Schubert & Salzer (heute Gewerbepark „Wirkbau“) mit dem charakteristischen Uhrenturm im expressiven Klinkerstil der 1920er Jahre an. Die Fassade ihres Verwaltungsbaus direkt neben dem Viadukt präsentiert sich nach aufwendiger Restaurierung in originaler Farbigkeit und trägt zur Stimmigkeit des Ensembles bei. Selbst in Chemnitz ist die besondere industrielle Vergangenheit der Stadt nur noch an wenigen Stellen so authentisch erlebbar.

Das Viadukt soll bleiben!