Während in Europa scheinbar über jeden Schritt der „Fridays for Future“-Bewegung berichtet wird, rückt ein anderer Protest erst jetzt in den medialen Fokus. Seit Monaten demonstrieren die Menschen in Hong Kong bereits friedlich für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Dabei geht es längst nicht mehr nur um das strittige sogenannte „Auslieferungsgesetz“, das im Frühjahr von der Regierung Hong Kongs auf den Weg gebracht wurde und damit als Auslöser für die Proteste gelten kann. Die Demonstranten fordern, neben der Rücknahme des Gesetzes, auch die konsequente Aufarbeitung von Polizeigewalt, eine Amnestie für die im Zuge der Demonstrationen Verhafteten und demokratische Wahlen. Trotz massiver Repressionen, die ein gewaltsames Vorgehen der Polizei gegen die Demonstranten miteinschließen, versammelten sich am 18. August 2019 laut Veranstaltern 1,9 Millionen Menschen, um gemeinsam friedlich auf die Straße zu gehen. Dieser Protest ist umso beeindruckender, als dass die chinesische Regierung mehrfach ihre Bereitschaft unter Beweis gestellt hat, mit rücksichtsloser Brutalität auch gegen friedliche Demonstranten vorzugehen. Als sich zuletzt ein ähnlich großer Protest für eine demokratische Gesellschaft und gegen die autoritäre und repressive Politik der Regierung formierte, endete er im Juni 1989 mit dem Tian’anmen-Massaker. Hunderte, vielleicht tausende Menschen wurden damals zwischen dem 3. und 4. Juni 1989 von der chinesischen Volksarmee und Polizei getötet. Weder die Erinnerung an diese brutale Niederschlagung noch die Erfahrung von Repression und Polizeigewalt hält die Demonstranten in Hong Kong jedoch davon ab, weiter zu demonstrieren. Für diesen Mut verdienen sie unseren höchsten Respekt, unsere Aufmerksamkeit und Solidarität!
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