„Ich geh‘ nicht wählen, wählen bringt eh nix.“?
Ab und an hört man am Wahlstand den Satz: „Ich geh‘ nicht wählen, wählen bringt eh nix.“ Das wird aber nicht dadurch wahrer, indem man es immer wiederholt. Fakt ist, dass es in jedem Wahlkreis bei jeder Wahl mit hoher Wahrscheinlichkeit knapp werden kann, und zwar sowohl in Bezug auf das Direktmandat als auch in Bezug auf die Zahl der Listenplätze. Das wiederum bedeutet, dass einer einzelnen Stimme hohe Bedeutung bei der Frage zukommen kann, wer direkt in den Bundestag einzieht bzw. welche Partei mit wie vielen Abgeordneten vertreten ist. Und das wiederum hat direkten Einfluss darauf, wie der Wahlkreis in Berlin vertreten wird, und welche Auswirkungen Bundespolitik auf die Menschen vor Ort hat: wieviel Geld in Denkmalschutz, Forschungseinrichtungen, Wirtschaftsförderung fließt, ob Infrastrukturprojekte in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen werden, welche Themen des Wahlkreises in Berlin gehört, verhandelt und entschieden werden. Wer seine Stimme verschenkt, der darf sich dann aber auch nicht beschweren, wenn die Dinge nicht so laufen, wie er oder sie sie gerne hätte. Allen Unkenrufen zum Trotz ist der Draht vom Wahlkreis nach Berlin sehr kurz. Es reicht schon ein gutes Anliegen und möglicherweise ein bisschen Hartnäckigkeit, um den Abgeordneten für ein Thema in die Spur zu schicken. Und zack!, findet es Eingang in die Diskussionen der Bundestagsfraktion, der Arbeitsgruppen, der Ausschüsse, der Gespräche auf den Fluren und in der Kantine, fließt in Strategie- und Positionspapiere ein. Und dann ist der Weg zu Gesetzgebungsvorhaben u.U. auch nicht mehr so weit. Und weiteren Unkenrufen zum Trotz sind die Unterschiede zwischen den Parteien eben doch so groß, dass z.B. zur Entscheidung steht, ob 1 Mio. Euro in Infrastruktur, in soziale Projekte, eine Kaserne, ein Denkmal o.ä. fließt. Wählen lohnt sich also – immer.