Stolpersteine-Patenschaft für Elli Joachimsthal
Im Gedenken an 25 von den Nationalsozialisten ermordete Chemnitzer Bürgerinnen und Bürger werden am 30.9.2015 im Stadtgebiet Stolpersteine verlegt. Mit dem Projekt Stolpersteine wird an die Menschen erinnert, die während der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, deportiert und ermordet wurden. Durch die Übernahme von Patenschaften ermöglichen es Angehörige, Bürger und Anwohner dem Künstler und Initiator Gunter Demnig das europaweite Projekt umzusetzen.
Der Chemnitzer Bundestagsabgeordnete Detlef Müller (SPD) übernimmt in diesem Jahr die Patenschaft des Stolpersteins für Elli Joachimsthal. Diese gehörte mit ihrem Ehemann Alfred Löser Joachimsthal zu den am längsten in Chemnitz ansässigen Juden. Das Unternehmen ihres Ehemannes Alfred Löser Joachimsthal, die L.J. Joachimsthal AG, war eine Eisen- und Metallgroßhandlung mit Sitz in der Neefestraße in Chemnitz. Der Familienwohnsitz, vor dem die Stolpersteine verlegt werden, befand sich in der Heinrich–Beck-Straße 47. Aufgrund der fortschreitenden Repressalien gegen die jüdische Bevölkerung im Deutschen Reich plante die Familie die Auswanderung nach Südamerika. Die Ausreise wurde Ihnen jedoch verwehrt, und so wurden Elli Joachimsthal und ihr Mann am 10.5.1942 deportiert und am 31.10.1942 im Ghetto Belzyce bei Lublin ermordet.
„Das Projekt Stolpersteine ist ein wichtiger Beitrag zur täglichen Erinnerungskultur. Es führt uns eindringlich vor Augen, welche unmittelbaren Auswirkungen die nationalsozialistische Diktatur auch auf unsere Stadt und deren Bürger hatte. Es waren Chemnitzerinnen und Chemnitzer, die man ermordet hat. Sie haben unsere Stadt bereichert und lebendig gemacht, und noch heute, drei Generationen später, spüren wir, welche schmerzhafte Leere ihre Ermordung in der Stadtgesellschaft zurückgelassen hat. Sie mahnen uns, solche Verbrechen nie wieder geschehen zu lassen.“, sagt Detlef Müller.
Zum Projekt:
Die Idee zum Projekt Stolpersteine entstand 1993. Hierbei fungieren mit Messing versehene und verlegte Pflastersteine als eine Art Gedenktafel für die im 2. Weltkrieg dem NS-Regime zum Opfer gefallenen Chemnitzer Bürger. Die Stolpersteine werden vor dem letzten bekannten Wohnort der in den KZ´s deportierten und im Anschluss ermordeten (zum großen Teil jüdischen) Opfer in den Bürgersteig eingesetzt. Jeder dieser auf der Straße verlegten Stolpersteine hat einen Paten, welcher vor der Verlegung bestimmt wird. Das Projekt wird in ganz Sachsen gefördert, in Gedenken an die Opfer der NS-Zeit. Die Stolpersteine werden auch in Dresden und Leipzig verlegt und mit dem Namen der verstorbenen Menschen versehen.
Im November 2005 wurde dieses Projekt auch in Sachsens Industriemetropole Chemnitz eingeführt. Der Bund der Antifaschisten Chemnitz VVN/BdA nahm die Initiative von Stolpersteinen in die Hand. Daraus resultierend, wurden am 06. Juni 2007 die ersten Stolpersteine in Chemnitz zum Gedenken an die Opfer verlegt. Der Verein trägt somit maßgeblich zur Aufrechterhaltung einer Erinnerungskultur in Chemnitz bei. Das Aufgabenspektrum ist äußerst komplex. Der Verein prüft Vorschläge, vergibt Patenschaften und arbeitet eng mit der Stiftung – Spuren – Gunter Demnig zusammen. Gunter Deming ist ein deutscher Künstler und Bildhauer, der sich dem Projekt „Stolperstein“ mit Herzblut widmet.
Die Stadt Chemnitz engagiert sich ebenfalls für das Projekt. Eine Projektgruppe der Stadtverwaltung organisiert die Vor- und Nachbereitung der Verlegung der Steine auf den einheimischen Straßen. Damit engagiert sich die Stadt aktiv für die Aufbereitung der Verbrechen des NS-Regimes an Chemnitzer Bürger und Bürgerinnen in den Konzentrationslagern (Bsp.: Buchenwald und Auschwitz) im 2.Weltkrieg.
Chemnitzer Bürger und Bürgerinnen bereiten mit dem Projekt „Stolpersteine“ aktiv die Geschichte der Stadt auf
An der Auswahl künftig zu verlegender Stolpersteine können sich auch die Chemnitzer Bürgerinnen und Bürger beteiligen. Viele sind bereits im Bereich der sogenannten „Spurensuche“ involviert. Hierbei engagieren sich unter anderem viele Schüler, Schülerinnen, Senioren und sogar ganze Familien. Dabei kommt es zu einer aktiven Konfrontation mit der Geschichte und dem Leben der Opfer des NS-Regimes.
Die Stolpersteine sollen an politisch Verfolgte aus der NS-Zeit erinnern und zudem Berührungspunkte zwischen deren Biographien und der Chemnitzer Bevölkerung schaffen. Die Geschichte der Chemnitzer soll mit diesem Projekt nicht nur aufgearbeitet, sondern auch greifbar gemacht werden. Das Leben vergeht, doch die Erinnerung bleibt.
Weitere Informationen zur Thematik finden Sie hier.