Die Kurden haben, auch mit deutscher Unterstützung durch Ausbildung und Waffenlieferungen, als enge Verbündete des Westens gegen den IS gekämpft und eine relative Stabilisierung der von ihnen kontrollierte Gebiete erreicht.
Mit dem Abzug der amerikanischen Truppen aus Nordsyrien sind sie nun auf sich gestellt, was für sich genommen problematisch genug wäre. Die türkische Offensive nimmt nun aber jede Hoffnung auf einen Erhalt und Ausbau der fragilen Stabilität in der Region. Zu den verheerenden Konsequenzen zählen bereits jetzt hunderte, auch zivile, Opfer, riesige Fluchtbewegungen und eine erneute Verschärfung des Konflikts. Mittelfristig steht auch zu befürchten, dass der IS von der Destabilisierung der Region profitiert – über 10 000 IS-Kämpfer und knapp 73 000 ihrer Angehörigen waren bislang in kurdischen Gefängnissen interniert, die nun kaum noch zu kontrollieren sein werden.
Darüber hinaus haben die Kurden ihre hart erkämpfte Autonomie bereits partiell verloren, nachdem sie durch die Offensive dazu gezwungen waren, sich für militärische Unterstützung an Baschar al-Assad zu wenden. Durch ihr rücksichtsloses Handeln ist die Türkei für diese Konsequenzen unmittelbar verantwortlich.
Erdoğans Reaktion auf amerikanische und europäische Aufforderungen, die Offensive zu stoppen, reduziert sich bislang auf Drohungen über Grenzöffnungen für syrische Geflüchtete. Es trägt dazu bei, dass sich inzwischen die ernsthafte Frage stellt, ob die Türkei als NATO-Bündnispartner noch akzeptiert werden kann.
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