Wer soll das bezahlen, wer hat so viel Geld?
Enak Ferlemann (CDU), Parlamentarischer Staatssekretär und Beauftragter der Bundesregierung für den Schienenverkehr, hat die Deutsche Bahn aufgefordert, ihre Preise zur Modernisierung des Netzes zu erhöhen. Zunächst: Eigentlich schätze ich Enak Ferlemann sehr. Er ist, wenn es um den Schienenverkehr geht, ein absoluter Überzeugungstäter, versiert und hochkompetent. Aber ich frage mich doch, wie ausgerechnet dieser Vorstoß dabei helfen soll, das Ziel aus dem Koalitionsvertrag zu erreichen, bis 2030 die Zahl der Bahnreisenden zu verdoppeln. Ich hoffe zu seinen Gunsten, dass es ein Versuch ist, die Bahn zu weiteren, mutigen Maßnahmen anzutreiben, um effizienter und wettbewerbsfähiger zu werden. Aber nun ist es tatsächlich nicht so, dass zu niedrige Ticketpreise das größte Problem der Bahn wären. Es sind schwierige strukturelle Probleme, die zum großen Teil noch aus der Bahnreform der 90er Jahre stammen, und wer meinen Äußerungen regelmäßig folgt, kennt sie zur Genüge: unzureichende Infrastruktur, zu wenig Züge, Material und Personal, mangelnde Elektrifizierung, dazu noch die Herausforderungen der Digitalisierung, und bei allem eine finanzielle Unterdeckung plus enormer Verschuldung. Alle diese Punkte packen wir in der Koalition gerade tatkräftig an, und wir werden die Nerven der Bahnreisenden damit noch erheblich strapazieren (Stichwort: Baustellen und resultierende Verspätungen). Fangen wir jetzt bitte nicht auch noch mit einer zusätzlichen Erhöhung der Ticketpreise an.